Blickfang: WICKI LIEGS
Wer hätte das gedacht, WICKI LIEGS gabs schon im Mittelalter …
Blickfang: Im Schatten chillen
Heute mal von den Pelzträgern lernen und im Schatten chillen. Der Stubentiger im Gartendschungel macht es vor.
Museumsnacht Weimar für Literaturliebhaber
Die Musen und Götter des Marketings meinten es gut mit der Museumsnacht in Weimar. Nach einem verregneten Nachmittag riss der Himmel pünktlich zum Beginn der Museumsnacht auf. Die Luft roch frisch und ließ sich von der zurückkehrenden Sonne rasch wieder erwärmen. Ein Grund mehr, durch den Park an der Ilm zu Goethes Gartenhaus zu schlendern.
Obwohl Goethe die meiste Zeit in Weimar in seinem Wohnhaus am Frauenplan lebte, war dies nicht sein erstes Domizil in der Stadt. Vielmehr finanzierte Herzog Carl August ihm zunächst das Gartenhaus im Park an der Ilm. Der damals erst 19-jährige Herzog war begeistert von Goethes Werther, deshalb wollte er den Sturm-und-Drang-Dichter aus Frankfurt am Main nach Weimar locken und an seinen Hof binden. Um ihm dort eine Stelle zu geben, brauchte Goethe aber das Bürgerrecht Weimars und das erhielten wiederum nur Grundbesitzer. So kam Goethe zu seinem ersten Haus, wo er von 1776 bis 1782 lebte.
Noch heute liegt Goethes Gartenhaus idyllisch mitten im Park an der Ilm und bietet herrliche Ausblicke. Man kann Goethes naturnahes Leben und seine dichterische Abgeschiedenheit hier gut nachfühlen. Die kleinen Räume werden in der Farbgestaltung der Goethezeit präsentiert (rot, grün, orange). Auf einem Tisch liegt die Reinschrift zur Iphigenie und vor dem Schreibpult im Zimmer nebenan steht noch der „Esel“, Goethes ergonomisch geformter Arbeitssitz. Er sollte die Schädlichkeit langen Sitzes vermeiden, aber dennoch eine Entlastung bei stundenlangem Schreiben bieten, denn damals schrieb man üblicherweise im Stehen.
Goethes Wohnhaus am Frauenplan in Weimar kannte ich schon von einem früheren Besuch. So lauschte ich nur kurz in den Garten, aus dem an diesem Abend südamerikanische (!) Melodien erklangen.
Das Schillerhaus hielt die Fensterläden leider geschlossen, weil es samt Schillermuseum noch bis Ende 2014 saniert wird.
Goethes Ginkgo-Gedicht
Der Ginkgo-Baum gehört zu den ältesten Bewohnern dieses Planeten. Neben seiner Robustheit und seinen Heilkräften, die die chinesische Medizin von jeher nutzt, besitzt er auch große mythologische Bedeutung. Beispielsweise gilt er als Weltenbaum, als Symbol für langes Leben und Fruchtbarkeit. Wegen seiner prägnant zweigeteilten Blätter inspirierte er weitere Analogien, wie bei Goethe das Sinnbild für Freundschaft und Liebe.
Gingo Biloba
Dieses Baumes Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Gibt geheimen Sinn zu kosten,
Wie’s den Wissenden erbaut.Ist es ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwei, die sich erlesen,
Dass man sie als eines kennt?Solche Fragen zu erwidern
Fand ich wohl den rechten Sinn.
Fühlst du nicht an meinen Liedern,
Dass ich eins und doppelt bin?Johann Wolfgang von Goethe
Von Buchautomaten und literarischen Doppelgängern
Bei der Museumsnacht in Leipzig und Halle entdeckte ich in den Franckeschen Stiftungen in Halle in einer versteckten Ecke den Reclam-Buchautomaten. Das Verlagshaus stellte 1912 den ersten Automaten dieser Art in Erfurt auf und vertrieb rund 20 Jahre lang auf diesem Weg erfolgreich seine Bücher. Sogar heute noch bekommt man für kleine Münzen große Literatur.

Reclam-Buchautomat
Schon im 19. Jahrhundert entstanden Automaten, die aber weniger aus praktischen Gründen, sondern als Beispiele höchster mechanischer Kunst ausgestellt wurden. Dazu gehörten auch Musikautomaten wie dieser Trompeterautomat aus dem Jahr 1810.
E. T. A. Hoffmann (1776-1822) erlebte ihn in Dresden und wer seine Werke kennt, weiß um die Folgen. Automaten und Doppelgänger, die Ambivalenz von künstlichem und lebendigem Mensch, bestimmten viele seiner Geschichten.
Es war angeblich dieser mechanische Musiker, der Hoffmann zum Schreiben seines Nachtstücks Der Sandmann und nach Angabe des Museums auch zur Erzählung Die Automate anregt, obwohl andere eher diesen Schachautomaten (Schachtürke) als Vorbild vermuten.
In jedem Fall inspirierten die mechanischen Doppelgänger die literarischen Doppelgänger.
Poetron
Falls die Muse mal wieder ihren freien Tag hat, ersetzt der Dichter Inspiration durch schnöde Technologie – und erhält trotzdem ein Gedicht. Poetron heißt der Gedichtgenerator, bei dem auch der Lyriker mal auf Autopilot schalten kann.
Entweder auf gut Glück das Onlinemaschinchen anwerfen oder vorher ein paar thematische Vorgaben programmieren. So habe ich für das nachfolgende Meisterwerk “träumen” als Verb und “Realität” als Substantiv eingegeben und schwupps – tiefschürfende Lyrik!
Fassende Realität
Träumen und heissen,
Realität erwarten!
Sie träumen!
Oh langweiliger Mensch…
Ach höfliches Dorf…
Realität erwarten!
Und Fassen!
Doch sei es auch antiquiert!
Gedicht Nummer 7278758
Quelle: Dichterautomat Poetron
Zum Welttag des Buches 2014
Ein Video zum Welttag des Buches, weil es so schön crossmedial wortspielt. Und nein, die schwerelose Lektüre ist gar nichts Abgehobenes:
Blickfang: Osterlämmer
Frohe Ostern!