Esther Grau

inspired by dreams

Wiedereröffnung der Kunsthalle Mannheim #KUMA

Juni3

Die Kunsthalle Mannheim feiert an diesem Wochenende seine offizielle Wiedereröffnung. Nachdem wir im Dezember schon die Architektur des Neubaus mit ersten Werken erkunden durften (Anselm Kiefers monumentales „Essence-Exsistence“!), präsentiert sich das Museum ab 1. Juni 2018 nun mit der kompletten Sammlung. Viele Besucher nutzten gleich am ersten Abend den Begegnungsraum gerne.

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Menschenmenge

Die Kunsthalle hat sich unter anderem dem Ziel verschrieben, Kunst unmittelbar erlebbar zu machen. Eingelöst wird der Anspruch besonders spürbar im Skulpturenraum mit der „Menschenmenge“. Skulpturen stehen lebensgroß und ohne hohen Sockel frei im Raum – Kunst auf Augenhöhe.

Menschenmenge_web

Die Skulpturen sprengen dabei nicht nur räumliche, sondern auch zeitliche Grenzen. Weder stehen sie wie gewohnt ordentlich aufgereiht und erhaben dem Besucher gegenüber, noch sind sie chronologisch geordnet. Vielmehr versammelt der Raum Skulpturen aus einem Zeitraum von 150 Jahren. Auguste Rodins „Eve“ (1881) ist – passend für die Menschheitsmutter –  die älteste Skulptur im Raum. Eine der jüngsten ist Krištof Kinteras „Revolution“ (2005), die sich als Aufmerksamkeitsmagnet entpuppte, sendet der Junge, der seinen Kopf rhythmisch gegen die Wand schlägt, doch deutliche akustische Signale aus.

Kintera_Revolution2

Das Schönste aber – die Besucher sind in der Ausstellung schon mitgedacht:

„Die figurativen Skulpturen im Raum werden erst zur Menschenmenge, wenn sich die Betrachter zwischen sie mischen und eine neue Erfahrung machen: Körper unter Körpern, Ursprung der Kunst.“

Niedrigschwellliger kann man sich Kunst kaum denken.

Ferdinand Hodler

Dann machte ich mich auf die Suche nach den Gemälden des Schweizer Malers Ferdinand Hodler, denen ich durch meine Buchrecherche in den letzten Jahren nahe gekommen bin. „Das Lied aus der Ferne“ empfängt den Betrachter an prominenter Stelle im ersten Stock, gefolgt vom „Thunersee mit Stockhornkette“ im Nebenraum.

Hodler-Das Lied aus der Ferne_web

Auf dem beeindruckenden Touchscreen im Foyer, der die digitalisierte Sammlung leicht zugänglich macht, kann man übrigens alle Informationen dazu aufrufen, sich thematische Verbindungen anzeigen und das Bild per QR-Code aufs Smartphone schicken lassen. Eine tolle Idee, die bei Groß und Klein gut ankam, denn wunderbarerweise kommen die Bilder dem Betrachter durch die Digitalisierung näher denn je – Kunst zum Anfassen, buchstäblich ohne Berührungsängste.

Screen2

Aus dem Schaudepot gibt es noch ein Bild-Suchbild: Finde den Hodler!

Tipp: Das Gemälde heißt „Schnee im Engadin“.

Hodler-Schnee im Engadin_Schaudepot

Zeit und Endlichkeit

Mir fiel auf, wie oft die Zeit in verschiedenen Zusammenhängen und Zugängen thematisiert wurde. Die freischwingende, pausenlos rotierende Uhr über dem Foyer dürfte wohl die Aufmerksamkeit jedes Besuchers wecken. Es handelt sich um „Die bewegte Leere des Moments“ von Alicja Kwade.

Kwade_Die bewegte Leere des Moments

In der Abteilung „Zwischen Form und Anti-Form“ beeindruckte mich in diesem Zusammenhang Klaus Rinkes Wandzeichnung aus Bindfäden und Bleiloten namens „Messinstrument für Zeitlosigkeit“, das ich schon für den Titel liebe.

Ringe_Messinstrument für Zeitlosigkeit

Mit Zeit und Geschichte spielt auch die Multimedia-Installation „The Refusal of Time“ des Künstlers William Kentridge, die schon auf der Documenta 13 mit suggestiven Rhythmen und mehreren simultanen Videoprojektionen rund um einen mysteriösen Blasebalg die Besucher multisensorisch in seinen Bann zog. Auf der Erklärungstafel wird das Kunstwerk unter der Überschrift „Statement gegen den Tod“ beschrieben und ein solches ist übrigens auch die Dachterrasse des Neubaus – nichts für Höhenängstliche …

KUMA_Dachterrasse

Noch läuft das (freie) Eröffnungswochenende – also schnell hin und in die Kunst eintauchen!

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