“… und träume so stille für mich…”
„Ich bin in der Puppe, liebe Freundin, es weht wie Altweibersommer in meiner Stube herum, von alledem was ich tagsüber und nachtsüber ausspinne mich einwickelnd, dass ich schon nicht mehr kenntlich bin. Warten Sie, bitte, bitte, auf den nächsten Schmetterling. Sie haben im Herbst gesehen, in Berlin, wie trist und abscheulich die Raupe war, ein Greuel. Kommt kein Schmetterling heraus, am Ende, – auch gut, so bleibe ich in dieser Filzerei stecken und träume so stille für mich von dem grandiosen Trauermantel, der zu werden ich einstens etwas Aussicht hatte. Flieg ich nicht aus, so fliegt ein anderer, der liebe Gott will nur, dass geflogen wird, wer’s gerade besorgt, dafür hat er nur ein ganz vorübergehendes Interesse.“
Quelle: Rainer Maria Rilke- Marie von Thurn und Taxis. Briefwechsel. Bd. 1. Hrsg. v. Ernst Zinn. Frankfurt am Main 1986. S. 341.