Kölner Karnevalsvergnügungen anno 1826
Im Jahr 1826 stürzte sich Annette von Droste-Hülshoff in den Kölner Karneval – und schreibt ihrer Schwester davon:
“Freylich habe ich lange nicht geschrieben, liebe Jenny, und habe es auch durchaus nicht gekonnt, von wegen der Carnevalsvergnügungen […]. Cöln ist im Winter äußerst angenehm -ich habe einige Bälle besucht, wo ich aber den Leuten den Aberglauben, daß ich von wegen meiner subtilen Figur gut tanzen müßte, gelassen habe, nämlich dadurch, daß ich gar nicht getanzt habe, als allenfalls nurmahl herum gewalzt, – die Bälle sind hier äußerst brillant, selbst das gewöhnliche Local ist sehr groß, und am Carneval-Montag wurde auf dem Kaufhause, genannt der Gürzenich, getanzt, wo mehrere tausend Menschen auf der Redoute waren, – es war wieder ein großer Aufzug wie in den vorigen Jahren. Der König Carneval hatte sich eine Braut aus dem Monde geholt. – ich werde dir die ganze Sache einmal mündlich erklären, schriftlich ist es nicht gut möglich. – aber das Ding muss ungeheures Geld gekostet haben, unter anderm hat sich der junge Schaaffhausen fünf verschiedene Anzüge machen lassen, die alle äußerst kostbar waren, – drey hat er aber nur zeigen können, die andern beyden, – der Titelnarr und der Ordensnarr, – wurden für anzüglich erklärt, und deshalb unterlassen, es waren auch noch viele kleine Gesellschaften, die herumgingen, unter anderen der Bannerrath, ein alter ehemaliger Rath von Cöln, wo sehr witzige Sache gesagt wurden, und doch ganz ohne Beleidigung – ebenso, ein musikalisches Kränzchen, was allerliebst musicierte und auch nebenbey sehr witzig war – sie sangen und spielten verschiedene sehr muntre Stücke aus den Wienern in Berlin, dann eine höchst lächerliche Kirchenmusik – und zuletzt ein Conzert auf einem Nachtigallpfeifchen mit Instrumentalbegleitung, was sich allerliebst ausnahm, was ich aber übrigens auf meine Schuh schmieren konnte, das macht aber nichts, jeder hat was abgekriegt, und dieses war noch höchst gnädig. “