Esther Grau

inspired by dreams

Zum Dirigieren ins Mendelssohn-Haus

Januar6

Das neue Jahr fängt gut an, nämlich gleich mit einem Knaller: Ich habe Mendelssohns Reformations-Sinfonie dirigiert. Das Beste daran: Ihr könnt das auch, wenn ihr das Mendelssohn-Haus in Leipzig besucht.

Das Mendelssohn-Haus liegt ganz in der Nähe des Gewandhauses und erinnert an das Leben des Pianisten und Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847). Sein museumspädagogisches Highlight ist das sogenannte Effektorium, das in dem altehrwürdigen Haus hypermodern anmutet.

Im Effektorium erhält man die Gelegenheit, an einem Dirigentenpult mit eingebautem Touchscreen diverse Werke Mendelssohns zu dirigieren. Der Clou dabei ist, dass die Bewegungen des analogen Taktstocks von Sensoren erkannt werden und so tatsächlich das Spiel der Musik beeinflussen können: Je nach Bewegungsgeschwindigkeit spielen die Musiker schneller oder langsamer.

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Besagte Musiker sieht man übrigens im Raum vor sich, und zwar nicht als symbolische Pappkameraden, sondern als Lautsprecherköpfe auf schmalen Säulen, die das jeweilige Instrument bezeichnen. Je nach Stück steht man also ganz plastisch einem Orchester mit den verschiedenen Streichern, Bläsern etc. gegenüber. Diese Inszenierung gibt dem Ganzen einen äußerst futuristischen Eindruck. Spontan hat es mich an den Computerraum mit den Simulationseinheiten aus dem Film „13th Floor“ erinnert. Jedenfalls befindet man sich gefühlsmäßig quasi gleichzeitig in Zukunft und Vergangenheit, sobald das Effektorium aktiv ist.

Felix Mendelssohn Bartholdy
In Hamburg geboren und in Berlin aufgewachsen, erhielt er früh zusammen mit seiner Schwester Klavierunterricht. Fanny und Felix verband nämlich nicht nur eine innige Geschwisterliebe, sondern ihr musikalisches Ausnahmetalent.
Mit 9 Jahren gab Felix das erste Konzert, bald darauf studierte er an der renommierten Sing-Akademie Berlin Kirchenmusik. Ab 1820 begann er zu komponieren. Es folgte Jahre mit ausgedehnten Studien- und Konzertreisen durch ganz Europa.

In Leipzig leitete er ab 1835 die Gewandhauskonzerte und trug nicht unerheblich zu deren Ruf bei. Vor allem aber ist es Mendelssohns Verdienst, die Werke des damals recht vergessenen Johann Sebastian Bach wieder auszugraben und zur Aufführung zu bringen.
Mendelssohn-Haus
In der unteren Etage informiert eine kleine Ausstellung über das Leben und Wirken des Komponisten. Durch das historische Treppenhaus gelang man anschließend in die Beletage, wo im 1. Stock die ehemaligen Wohnräume der Familie Mendelssohn liegen. Hier verbrachte der Komponist seine letzten Lebensjahre und starb auch dort. Die Gestaltung der Wohnung wurde nach Bildern des Originals rekonstruiert und teilweise wieder mit originalem Mobiliar eingerichtet.
Schon damals gehörte in Musiksalon zur Wohnung, in dem die Familie Hauskonzerte veranstaltete. Noch heute werden hier sonntags solche Konzerte zur Aufführung gebracht. Neben Noten und Briefen des Komponisten sind auch seine Aquarelle zu sehen, in denen er seine vielen Reiseimpressionen festgehalten hat. Sie belegen bildhaft den Schluss des Museums, dass Mendelssohn dank seiner ausgedehnten Reisen als wahrer Europäer gelten darf.

Die kleine Sonderausstellung zur Salonkunst im Gartenpavillon ist zwar gerade vorbei, aber die Dauerausstellung im Haupthaus lohnt sich das ganze Jahr über und eignet sich – den Reaktionen anderer Besucher nach zu urteilen – auch hervorragend für Kinder. Schließlich gibt es viele Knöpfe zu drücken und eigenhändig den Taktstock zu schwingen.

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