Von Buchautomaten und literarischen Doppelgängern
Bei der Museumsnacht in Leipzig und Halle entdeckte ich in den Franckeschen Stiftungen in Halle in einer versteckten Ecke den Reclam-Buchautomaten. Das Verlagshaus stellte 1912 den ersten Automaten dieser Art in Erfurt auf und vertrieb rund 20 Jahre lang auf diesem Weg erfolgreich seine Bücher. Sogar heute noch bekommt man für kleine Münzen große Literatur.
Schon im 19. Jahrhundert entstanden Automaten, die aber weniger aus praktischen Gründen, sondern als Beispiele höchster mechanischer Kunst ausgestellt wurden. Dazu gehörten auch Musikautomaten wie dieser Trompeterautomat aus dem Jahr 1810.
E. T. A. Hoffmann (1776-1822) erlebte ihn in Dresden und wer seine Werke kennt, weiß um die Folgen. Automaten und Doppelgänger, die Ambivalenz von künstlichem und lebendigem Mensch, bestimmten viele seiner Geschichten.
Es war angeblich dieser mechanische Musiker, der Hoffmann zum Schreiben seines Nachtstücks Der Sandmann und nach Angabe des Museums auch zur Erzählung Die Automate anregt, obwohl andere eher diesen Schachautomaten (Schachtürke) als Vorbild vermuten.
In jedem Fall inspirierten die mechanischen Doppelgänger die literarischen Doppelgänger.