Buchextrakt (25) Christoph Poschenrieder: Die Welt ist im Kopf.
In dem historischen Roman erlebt der Leser den Philosophen Arthur Schopenhauer vor allem von seiner hitzigen Seite. Der in jeder Hinsicht leicht erregbare Schopenhauer legt sich vor allem mit seinem Verleger Brockhaus an, der sein Werk Die Welt als Wille und Vorstellung veröffentlichen soll. Erbost bricht Schopenhauer 1819 zu einer Italienreise auf, solche Bildungsreisen lagen damals für junge Männer sehr im Trend. Während er auf das Erscheinen seines Buches wartet und zögert, ob er sich mit seinem Empfehlungsschreiben von Goethe bei dem damals äußerst angesagten Lord Byron vorstellen soll, genießt er erst einmal la dolce vita in Venedig. Die Perspektiven wechseln, sodass auch Lord Byrons und Goethes Sicht gelegentlich geschildert werden.
„Einen Raum voller Menschen benutzte Goethe wie eine Bibliothek – so wie er ein Buch aus dem Regal zog, nach Belieben darin blätterte und es, bereichert oder gelangweilt, zurückstellte. Ein Goethe konnte sich das erlauben; selbst aber ließ er sich von niemandem lesen, wenn er es nicht wollte. Die Bibliothek war nicht schlecht sortiert. Gut, die Gräfin Bombelles, die vor allem redete wie ein Buch, die war zu meiden; dort den Grafen Paar, den kannte er in. Und auswendig; beim Erdöd-Palffy fand er immer eine Pointe; die beiden Prinzessinnen Reuß-Köstriz, reizend illustriert und koloriert, ein wahrlich zierliches Format, das stets das Blättern lohnte; drüben, beim Podium, die Gewichtigen in Goldschnitt: Klemens Fürst Metternich, österreichischer Staatsminister, neben dem Gastgeber Fürst Schwarzenberg, einem Sieger der Völkerschlacht von Leipzig, und dem russischen Außenminister Capo d’Istria.“ (S. 21-22)