Traumtheater
So poetisch wie surreal erlebte ich vor Kurzem ein traumartiges Musik- und Tanztheaterstück, das sich um die Figur des Engels rankte.
Herabgestiegen aus himmlischen Sphären, versucht der Engel, Kontakt zu den Menschen aufzunehmen. Doch jede Erlösung – oder auch nur Begegnung – ist ausgeschlossen, wenn die Menschen ihren immer gleichen Routinen verhaftet bleiben. In die starren Abläufe ihres Alltags und ihrer Beziehungen passt eben kein Engel.
Das himmlische Wesen beobachtet, tröstet, wirbelnd einem tanzenden Derwisch gleich über die Bühne, um die Menschen zu erreichen und wird dabei immer mehr zum Engel der Verzweiflung, wie der (pathetische) Titel des Stücks lautet.
Die Dynamik des Stücks entwickelt ihren eigenen Sog und taucht den Zuschauer in unbewusste Tiefen. Es ist wie in vielen Träumen: Man weiß nicht so genau, wo man sich befindet und was gerade passiert. Die Szenerie kommt einem nur vage vertraut vor, zieht aber sofort in einen hypnotischen Bann. Die gleichen Symbole, nur intuitiv zu verstehen, tauchen immer wieder auf. Szenen wechseln einander ab, scheinbar unverbunden, und doch einem inneren Sinn folgend.
Wer sich einmal dem Fluss des Stückes anvertraut, das viel mehr bietet, als mit dem Kopf zu greifen ist, erlebt eine poetische Reise. Klänge und Sprache muten zuweilen fremd, aber dadurch besonders reizvoll an. Urwüchsige Rhythmen rütteln plötzlich an den geplüschten Theatersesseln und erzählen von archaischen Lebenskräften. Dann wieder schwingen sich die barocken Gesänge modern verfremdet zu wahren Sphärenklängen auf.
Die warmen Stimmen der beiden Mezzosopranistinnen, die Wendigkeit des akrobatisch tanzenden Engels, originelle Lichteffekte, die Schlagkraft der Trommler und das Talent der Schauspieler und Tänzer, ihre Körper als pure Instrumente des Ausdrucks einzusetzen, verbinden sich zu einem einzigen Augenschmaus.
Ein kleiner Abglanz:
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