Esther Grau

inspired by dreams

Heiteres Beruferaten

November30

Recherchen sind toll.  Die faszinierendsten Themen sind immer die, nach denen man gar nicht gesucht hat. Aber sie leuchten meiner Wissbegierde so vom Wegesrand entgegen, dass ich gern mal einen kleinen Schlenker mache.

Dieses Mal begegneten mir  altertümliche Berufsbezeichnungen, die trotz ihrer anschaulichen Namen nicht direkt auf ihre Tätigkeit schließen lassen.

Stadtpfeifer.

Der Stadtpfeifer war nicht etwa ein freiberuflicher Tagedieb, der mit gespitzten Lippen durch das Städtchen bummelte, sondern ein ziemlich verantwortungsvoller Posten im 14. bis 18. Jahrhundert.

Diese „Pifferbrüder“ , wie sich die in Zünften organisierten Musiker auch nannten, waren für die musikalische Begleitung städtischer Festivitäten verantwortlich –  von der Hochzeit bis zum Besuch des Landsherrn. Zu diesem Zweck beherrschten sie meist eine Vielzahl von Instrumenten, sodass die Kirchenmusiker sie gern zur Unterstützung einsetzten.  

Hinter dem Job des Stadtpfeifers verbarg sich aber meistens eine Doppelfunktion.  Denn Stadtpfeifer waren tatsächlich ein Mittelding aus Stadtkapelle und menschlicher Turmuhr. Die Stadtpfeifer mussten ihr Musizieren vermutlich dauernd unterbrechen, um regelmäßige Zeitsignale von den Türmen zu blasen. Denn nur dann wussten die damals weitgehend uhrlosen Mitbürger, welches Stündlein ihnen geschlagen hatte („Trööt! Mittach!“).

Übrigens war das der Job von Johann Sebastian Bachs Papa in Eisenach.

 Lichtkassier.

Deutlich jüngeren Datums als sein Vorgänger, stammt diese Berufsbezeichnung aus jener ziemlich elektronikfreien Zeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts,  als Strom in Privathaushalten im Wesentlichen für Licht verwendet wurde. Um die Gebühren für diesen „Lichtstrom“ einzusammeln, kam der Lichtkassier in regelmäßigen Abständen ins Haus.

Der Beruf lebt heute im Stromableser fort, wenn er auch mit dem poetischen Namen die Funktion des Geldeinnehmens eingebüßt hat.

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