Leipziger Buchmesse 2017
Am Vorabend der Buchmesse ging es vor “Leipzig liest” erst einmal zu “Leipzig lacht“, der Cartoonlesung im Schille-Theaterhaus.
Die Lange Leipziger Lesenacht (L3) lockte am Donnerstag in die Moritzbastei. Nur am Anfang des Abends war es noch leicht, einen freien Platz zu finden…
Besonders gefiel Nora Gomringer, die sich lyrisch wie mimisch hintersinnig gab. Aus dem Gewölbekeller der Moritzbastei betrachtet wirkt das mdr-Gebäude gleich nochmal so mächtig.
In der übrigen Zeit noch hier und da in eine Lesung hineingehört und durch das immerschöne Leipzig flaniert.
Nächste Lesung: Burgroman mit Burgromantik in Neckarsteinach am 4.3.17
Nicht nur Heidelberg, sondern auch das nahe Neckarsteinach gefiel schon manchem Literaten. So unternahm Mark Twain 1879 auf seiner Deutschlandreise eine Floßfahrt auf dem Neckar von Heilbronn nach Heidelberg und legte in Neckarsteinach eine Rast ein. In seinem Reisetagebuch vermerkte er:
„Wir kehrten nach Neckarsteinach zurück, tauchten die heißen Köpfe in den Trog des Stadtbrunnens, gingen dann ins Hotel und aßen im Garten in aller Behaglichkeit unsere Forellen, dabei floß der schöne Neckar zu unseren Füßen dahin, der seltsame Dilsberg ragte gegenüber auf und die anmutigen Türme und Zinnen zweier mittelalterlicher Burgen betonten das zerklüftete Landschaftsbild zu unserer Rechten.“
Am 4. und 5. März 2017 findet die 11. Buchmesse im Neckartal jeweils von 11 bis 18 Uhr im Bürgerhaus „Zum Schwanen“ (Neckarsteinach, Neckarstraße 42) und dem Leseschiff am Neckarufer statt. Neben der Ausstellung der Verlage gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm mit fortlaufenden Lesungen an beiden Tagen.
Am Samstag, 4.3. um 17.00 Uhr lese ich dort aus dem Droste-Roman „Grimms Albtraum“ und freue mich über Zuhörer.
“… und träume so stille für mich…”
„Ich bin in der Puppe, liebe Freundin, es weht wie Altweibersommer in meiner Stube herum, von alledem was ich tagsüber und nachtsüber ausspinne mich einwickelnd, dass ich schon nicht mehr kenntlich bin. Warten Sie, bitte, bitte, auf den nächsten Schmetterling. Sie haben im Herbst gesehen, in Berlin, wie trist und abscheulich die Raupe war, ein Greuel. Kommt kein Schmetterling heraus, am Ende, – auch gut, so bleibe ich in dieser Filzerei stecken und träume so stille für mich von dem grandiosen Trauermantel, der zu werden ich einstens etwas Aussicht hatte. Flieg ich nicht aus, so fliegt ein anderer, der liebe Gott will nur, dass geflogen wird, wer’s gerade besorgt, dafür hat er nur ein ganz vorübergehendes Interesse.“
Quelle: Rainer Maria Rilke- Marie von Thurn und Taxis. Briefwechsel. Bd. 1. Hrsg. v. Ernst Zinn. Frankfurt am Main 1986. S. 341.
Buchmesse im Schloss Schwetzingen 2016
Schön wars auf der Buchmesse im Schloss Schwetzingen, ein “historisches Erlebnis für Bücherfreunde” wie angekündigt. Das Schloss bildete eine fantastische Kulisse, gerade für die Fans von historischen Romanen.
Am acabus-Stand war einiges los; “gemeines Volk” und Hochadel mischten sich in den Sälen zwischen den Ständen der Aussteller.
Im Mozartsaal gab es eine Lesung aus meinem Droste-Roman. Ein tolles Ambiente, das hervorragend zur Geschichte passte.
Frankfurter Buchmesse 2016 – Impressionen
Um es kurz zu machen: Die Buchmesse war voll + toll.
Aber der Reihe nach: Am Samstag erst entspannt am Frankfurter Literaturbahnhof ankommen …
… und dann in den Messehallen (erstmals nach Taschenkontrolle …) ab ins Getümmel. Auf den Wogen der Besucherströme lasse ich mich zu meinem Verlag acabus treiben. Wie viel da los ist! Es freut mich, dass die acabusse beim Frankfurter Debüt gleich mitten im Geschehen sind. Erhellende Gespräche mit den Verlagsmitarbeitern und zwei weiteren acabus-Autoren, Britta Röder und Lars Schütz.
Schräg gegenüber trifft am Stand der Süddeutschen ein sehr aufgeräumter Miroslav Nemec ein und erklärt im Interview, wie er als Tatortkommissar auf die “abwegige Idee” kam, seinen ersten Krimi zu schreiben (es war der Wunsch eines befreundeten Verlegers). Zum Schluss lässt er es sich nicht nehmen, noch Kästners “Sachliche Romanze” zu intonieren.
Multimedial ist auch der Vortrag Werner Tiki Küstenmachers, der live ein paar Simplify-Strategien zeichnet und erklärt.
Am ARTE-Stand später großes Gejuchze weiblicher Fans, als Florian David Fitz auftaucht.
Von Fitz zu Fitzek: Der Thrillerautor stellt sein neues Buch Paket vor. Leider ist die Akustik im Azubibistro zumindest in den hinteren Reihen so schlecht, dass unklar bleibt, was wirklich im Paket steckt. Aber für Geheimnisse ist er ja immer gut.
Also Mittagspause und ein wenig unter fliegenden Büchern flanieren …
… und Micky Mouse ausgerechnet am DUDEN-Stand treffen (?!).
Dann rechtzeitig zur Schweizer Bank, die drei der Nominierten für den diesjährigen Schweizer Buchpreis vorstellt. Besonders gespannt auf Michelle Steinbeck, die auch auf der Longlist des Deutschen Buchpreises stand. Sehr sympathisch, dass ihr Buch “Mein Vater war ein Mann an Land und im Wasser ein Walfisch” von Träumen inspiriert ist.
Zum Schluss noch ein bisschen im Gastland gechillt: Flandern und die Niederlande projizieren Strand und Meer inklusive Akustik rund um die Ausstellungsfläche. Gelungen.
Vorankündigung: Literaturcamp Heidelberg
Aktuell finden in Heidelberg die Literaturtage im historischen Spiegelzelt statt, zeitgleich läuft die diesjährige Poetikdozentur mit öffentlichen (und kostenlosen) Vorträgen der Schriftstellerin Felicitas Hoppe, die sich schon bei der Eröffnung als höchst lohnend erwies.
Am 11. und 12. Juni ist für alle Literaturbegeisterten Mitmachen angesagt: Erstmals findet in Heidelberg ein Literaturcamp mit zahlreichen Sessions, Workshops und Lesungen statt – noch gibt es Tickets. Das endgültige Programm wird erst am Wochenende vor Ort gemeinsam geplant.
Es lohnt sich jetzt also mehr denn je, die UNESCO City of Literature Heidelberg zu besuchen!
Today is Towel Day: Heute (nicht) das Handtuch werfen!
Gestern ein Gedenken an die Dichtung des 19. Jahrhunderts, geht der Blick heute in die Zukunft und ein anderes Genre, man muss ja literarisch flexibel bleiben. Immerhin ist heute Handtuchtag und damit der Gedenktag für Douglas Adams (1952-2001), der Per Anhalter durch die Galaxis schrieb.
In diesem satirischen Klassiker der Science-Fiction-Literatur spielt das allseits nützliche Handtuch eine besondere Rolle, sodass es zum Gedenksymbol avancierte. Zur Erinnerung noch einmal Adams Begründung, warum das Handtuch ständiger Reisebegleiter sein sollte:
“Ein Handtuch ist so ungefähr das Nützlichste, was der interstellare Anhalter besitzen kann. Einmal ist es von großem praktischem Wert – man kann sich zum Wärmen darin einwickeln, wenn man über die kalten Monde von Jaglan Beta hüpft; man kann an den leuchtenden Marmorsandstränden von Santraginus V darauf liegen, wenn man die berauschenden Dämpfe des Meeres einatmet; man kann unter den so rot glühenden Sternen in den Wüsten von Kakrafoon darunter schlafen; man kann es als Segel an einem Minifloß verwenden, wenn man den trägen, bedächtig strömenden Moth-Fluss hinuntersegelt, und nass ist es eine ausgezeichnete Nahkampfwaffe; man kann es sich vors Gesicht binden, um sich gegen schädliche Gase zu schützen oder dem Blick des Gefräßigen Plapperkäfers von Traal zu entgehen (ein zum Verrücktwerden dämliches Vieh, es nimmt an, wenn du es nicht siehst, kann es dich auch nicht sehen – bescheuert wie eine Bürste, aber sehr, sehr gefräßig); bei Gefahr kann man sein Handtuch als Notsignal schwenken und sich natürlich damit abtrocknen, wenn es dann noch sauber genug ist.
Was jedoch noch wichtiger ist: ein Handtuch hat einen immensen psychologischen Wert. Wenn zum Beispiel ein Strag (Strag = Nicht-Anhalter) dahinter kommt, dass ein Anhalter sein Handtuch bei sich hat, wird er automatisch annehmen. er besäße auch Zahnbürste, Waschlappen, Seife, Keksdose, Trinkflasche, Kompass, Landkarte, Bindfadenrolle, Insektenspray, Regenausrüstung, Raumanzug usw, usw. Und der Strag wird dann dem Anhalter diese oder ein Dutzend andere Dinge bereitwilligst leihen, die der Anhalter zufällig gerade “verloren” hat. Der Strag denkt natürlich, dass ein Mann, der kreuz und quer durch die Galaxis trampt, ein hartes Leben führt, in die dreckigsten Winkel kommt, gegen schreckliche Übermächte kämpft, sich schließlich an sein Ziel durchschlägt und trotzdem noch weiß, wo sein Handtuch ist, eben ein Mann sein muss, auf den man sich verlassen kann.
– Douglas Adams: Per Anhalter durch die Galaxis
Sehr schön ist bei der Entstehung des Buches auch der Moment der Inspiration. In diesem Fall lag Adams, der gerade als Anhalter durch Österreich reiste, betrunken in einem Feld bei Innsbruck mit dem “Hitch Hikers Guide to Europe” in der Hand unterm Sternenhimmel.
“The idea for the title first cropped up while I was lying drunk in a field in Innsbruck, Austria, in 1971. Not particularly drunk, just the sort of drunk you get when you have a couple of stiff Gassers after not having eaten for two days straight, on account of being a penniless hitchhiker. We are talking of a mild inability to stand up. […]
As it is I went to lie in a field, along with my “Hitch Hikers Guide to Europe,” and when the stars came out it occurred to me that if only someone would write a “Hitchhikers Guide to the Galaxy” as well, then I for one would be off like a shot. Having had this thought I promptly fell asleep and forgot about it for six years.”
(Quelle)
Aus Worten werden Welten #lbm15
This time of year …
Ein schöneres Motto als das diesjährige lässt sich für die Leipziger Buchmesse kaum denken: Aus Worten werden Welten.
Am ersten Abend stieg ich tief in den Bauch der Stadt hinab, da in den Gewölben der Moritzbastei die Lange Leipziger Lesenacht (L3) stattfand. Die Bastei gehörte vor mehr als 450 Jahren zur Stadtbefestigung und erlebte eine wechselvolle Geschichte, bis sie in den 1970ern von Studierenden, u. a. von der Kanzlerin Merkel, aus dem Schutt gehoben und in ein Kulturzentrum verwandelt wurde.
Bei der L3 lasen auf vier Bühnen jeweils mehrere Autoren im Stundentakt aus ihren aktuellen Büchern. Thematisch und stilistisch präsentierten sie einen dementsprechend breiten Querschnitt. Der Lesemarathon im kuschelig-engen Gemäuer brachte in jeder Hinsicht eine große (Achtung, Kalauer!) Dichterdichte mit sich.
Früh genug da gewesen, yeah!