Loriot erzählt Richard Wagners Ring des Nibelungen
Als kleinen Nachtrag zu dem fantastischen Erlebnis der Nibelungensage habe ich mir die Doppel-CD mit Loriots augenzwinkernder Nacherzählung von Wagners Ring des Nibelungen gegönnt. Untermalt werden seine Ausführungen von Hörbeispielen der Berliner Philharmoniker unter der Leitung von Herbert von Karajan. Ein musikalisches Best of (nur leider ohne den Walkürenritt, der war Loriot wohl schon zu bekannt …), das die Oper sinnvoll kürzt.
Die Idee zu diesem Projekt entstand bereits in den 80er Jahren, als man die Handlung noch nicht mal eben bei Wikipedia nachschlagen konnte. Opernliebhaber Loriot wollte den Ring gerne einem breiteren Publikum zugänglich machen. Anfang der 90er tourte er deshalb mit seinem Programm „Der Ring an einem Abend“ durch die Theater. Die amüsante Kurzfassung macht das oft als schwer verdaulich empfundene 4-Gänge-Menü zu einem ebenso meisterlichen wie appetitanregenden Imbiss.
Kleines Beispiel:
“Das Rheingold, der erste Teil der Tetralogie, beginnt in jener vorgeschichtlichen Zeit, als es noch möglich war, im Rhein zu baden. Getragen von 136 Takten in Es-Dur versinken wir über den Grund des Flusses an den Ursprung der Welt. [Musik: Vorspiel]
Mit dem plötzlichen Auftauchen der Rheintöchter, drei unbekleideten, passionierten Schwimmerinnen, ist das Ende der Unschuld vorprogrammiert. Das bekannte Gesangstrio singt ebenso gut unter wie über Wasser und hört auf die Künstlernamen Woglinde, Wellgunde, Floßhilde. Unverantwortlicherweise sind die Damen mit der Bewachung eines hochbrisanten Wertobjektes, des sogenannten Rheingoldes, betraut, ohne im Mindesten hierfür geeignet zu sein. Sie lassen sich vor Ort ansprechen von einem gewissen Alberich aus Nibelheim. Die Damen wittern willkommene Kurzweil und treiben mit dem zwergenwüchsigen Voyeur ein aufreizendes, übles Spiel, wobei sie seinen Stolz als Liebhaber empfindlich verletzen. Schließlich geben sie in Kicherlaune auch noch das Betriebsgeheimnis preis: Maßlose Macht über die Welt fällt demjenigen zu, der das Rheingold zu einem Ring zu schmieden vermag und dafür zeitlebens auf Liebe verzichtet. Kein Wunder, Alberich fühlt sich ohnehin um den erotischen Erfolg betrogen und greift stattdessen nach der Weltmacht. Er flucht auf die Liebe, raubt das Gold und verschwindet in Richtung Nibelheim. Das Unheil nimmt seinen Lauf …
Wenn die Rheintöchter – sagen wir mal – etwas entgegenkommender gewesen wären, hätte man sich drei weitere, aufwendige Opern sparen können. Das sollte zu denken geben.”
Hörproben gibt es hier.
Für Opernanfänger wie mich, aber sicher auch für Wagnerliebhaber und Loriotfreunde ein großes Vergnügen. Mit dem Libretto in der Hand wird es der perfekte Hörgenuss.