Bücherroulette
Heute mal eine Leseempfehlung der besonderen Art. Eine Meta-Empfehlung sozusagen, denn sie bezieht sich nicht auf bestimmte Buchtitel. Bücherroulette ist vielmehr eine Methode, neue Bücher zu finden und sich dabei selbst zu überraschen.
Jedes Mal, wenn ich in einer Bibliothek ein bestimmtes Buch suche und schließlich finde, setze ich auch auf seine direkten Nachbarn. Ganz gleich, was da steht – ich sehe es mir an. Das ist besonders spannend, wenn ein Regal chronologisch geordnet ist. Da lehnt neben dem Rilke auch schon mal eine Einführung in Molekularbiologie. Zugegeben, wenn es sich um Molekularbiologie handelt, nehme ich das Buch nicht unbedingt mit, aber ich versuche, Ausnahmen zu vermeiden. Es erweitert nämlich den Horizont auf ungeahnte Weise, in “Zufallsfunden” zu schmökern.
Bücherroulette in einer Buchhandlung ist gewissermaßen Glücksspiel mit geringem Einsatz, weil man selten unversehens von der Belletristik in die Sachbuchabteilung gerät. Das Spielprinzip bleibt aber gleich: Erhöhe die Vielfalt und gewinne ungeahnte Einsichten.
Stephen Fry regte mal spaßeshalber an, dass Buchportale Empfehlungen nicht nach dem Kriterium der Ähnlichkeit mit früheren Käufen vorschlagen sollten, sondern im Gegenteil nach größtmöglicher Unähnlichkeit. Solche Appetithappen für den kreativen Geist wären dann gewissermaßen Online-Bücherroulette.